hæven is a place on earth (2019)

Artist residency in Tbilisi, Georgien (14. Juli- 18. Juli 2019) im Rahmen des Creative Europe Projektes Magic CarpetS

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4 Wochen lang arbeitete ich gemeinsam mit Menschen des CCA – Center of Contemprary Art Tbilisi in Georgien (kultur)(politisch) zusammen und entwickelte mit ihnen Ideen wie man die Menschen vor Ort zusammenzubringt, einzelnen Anliegen Gehör verschafft und partizipative Projekte in der Stadt realisieren könnte. Der zentrale Punkt der Residency war dabei ein mehrtägiges Festival მდინარის მაგიური ბაღი/River’s Magic Garden welches darauf abzielte, den stadt-durchquerenden Fluss Mtkvari (Kura), dessen Ufer und Flussbett wieder verstärkt  in den sozialen Erlebnis- und Wahrnehmungsraum der Stadtbevölkerung zu integrieren. Im Stadtbereich ist der Fluss momentan noch ein eher unzugänglicher Schlauch, der zwar einige schöne, geräumige und bewachsene Ufer bietet, diese allerdings nicht wirklich als Naherholungsgebiete für die Bevölkerung verwendet werden (können). Ein Ziel von CCA ist, ebendiese Bereiche wieder zu erschließen, zu entmüllen, Menschen gezielt dorthin zu locken und gemeinsam daran zu arbeiten, wie diese Orte der Bevölkerung dauerhaft und qualitativ sinnvoll zur Verfügung gestellt werden können.

Im Rahmen meiner Residency war es mir somit wichtig, vor allem mit mit vielen einheimischen und in Tbilisi tätigen Kulturschaffenden ins Gespräch zu kommen, von ihnen zu lernen und ihre Anliegen und Sichtweisen kennenzulernen. Gleichzeitig versuchte ich dabei mit ihnen, Ideen aus gelungenen Projekten in Innsbruck zu besprechen, Ansätze davon eventuell auf Tbilisi umzumodeln, alternative Lösungsstrategien zu entwickeln und vor allem den Gesprächsrahmen so offen wie möglich zu halten. Mit den von mir umgesetzten Projekten wollte ich nicht bloß für mich selbst arbeiten oder bereits interessierte Künstler*innen erreichen, sondern besonders auch Schüler*innen, Anrainer und etwaiges Laufpublikum. Wichtig war mir auch ein generationenübergreifender Dialog, d.h. sich sowohl mit jungen als auch mit älteren Menschen über Themen wie Gesellschaft/Politik/Selbstverwirklichung und Lebensraum zu unterhalten. Die Tätigkeiten meiner Residency gliederten sich in 4 Teile, inhaltliche Auseinandersetzung und konkrete Aktionen.

  1. Workshop: Hæven is a place on Earth – Guerilla Communication as an Artistic Tool for Political Change. at CCA Tbilisi (3. August 2019) (9 Teilnehmer*innen; im Alter von 17 bis 45 Jahren)
  2. Intervention im öffentlichen Stadtraum und am Flussufer: „Hæven is a place on Earth” (ab 14. August bis ???)
  3. Diskussion am Fluss: Let’s found Gangs: Cultural work as political activism & Breaking the bubble (10. August 2019)
  4. Soundperformance am Fluss: Hæven (11. August 2019)


Intervention „Hæven is a place on Earth“ (David Prieth)

Die Intervention Hæven is a place on Earth setzte sich einerseits mit der Frage auseinander, wem im Allgemeinen das Recht zusteht, den öffentlichen Raum mit seinen (politischen) Inhalten zu bespielen (nur Politiker*innen und Menschen die Geld für Werbeflächen bezahlen? allen?), andererseits versuchte sie auch mithilfe von Humor die politisch angespannte Stimmung in der Stadt etwas aufzulockern. Die Idee dazu entstand dabei während meines Workshops zum Thema Guerillakommunikation, in dem besonders die jungen Teilnehmer*innen (Schüler*innen) nach Möglichkeiten fragten, wie sie ihre Unzufriedenheit und ihren Tatendrang in einer kreativen Art und Weise ausleben könnten. Nachdem ich ihnen einige Möglichkeiten für subversive Kommunikation (online und offline) vermittelt hatte, kamen wir auch auf das Thema „Memes und Internet“ zu sprechen, welches gerade für junge Menschen sehr aktuell ist. Auch ich schätze den einfachen, direkten Zugang von Memes und die Möglichkeit bereits vorhandene Inhalte zu verfremden und mit eigenen Botschaften zu vermischen. Herausgekommen ist eine Arbeit, die sich durch die gesamte Innenstadt zieht und sich dabei in den riesigen bereits existierenden Plakat-Teppich der Stadt nicht zu aufdringlich einfügt, so dass die Inhalte oft erst auf den zweiten Blick sichtbar werden. Mir aus Außenstehendem war es wichtig, nicht zusätzlich zu sehr Öl ins Feuer einer bereits schwelenden Politlage zu gießen, sondern zu zeigen, dass ein subversives Lachen besonders in unsteten Zeiten, Dingen etwas den Schrecken zu nehmen vermag. Die Rückmeldung von Passant*innen und denjenigen, die in das Festival involviert waren, fielen zum allergrößten Teil positiv aus und dienten als Startpunkte für einige hitzige Diskussionen.

Das Festival მდინარის მაგიური ბაღი/River’s Magic Garden zeigte mir vor allem wieder einmal die Wichtigkeit von kultureller Arbeit als politischer Arbeit auf. Das Eine geht mit dem Anderen einher. Im Rahmen des Festivals entstanden Kooperationen verschiedenster Akteur*innen, Vernetzungen auf internationaler Ebene und Denkanstöße für verschiedene Orte in- und außerhalb der Stadt Tbilisi. Es steht noch nicht fest wie lange der Ort dem Kulturzentrum zur Verfügung stehen wird, dass der Raum allerdings großes Potential als Naherholungs-, Begegnungs- und Sozialraum hat, wurde aber somit zweifelsfrei bewiesen.

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Dokumentation des Festivals River’s Magic Garden. Photos (c) CCA Tbilisi

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